Parkplatz-Photovoltaik: So können Kommunen ihre versiegelten Flächen effizient doppelt nutzen

erstellt am: 15.05.2024

Ein wichtiger Aspekt der Energiewende ist, dass auch Quartiere sich – zumindest zu einem großen Teil – selbstständig mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen versorgen können. Hierbei geht es vor allem um die doppelte Nutzung versiegelter Flächen, wie Parkplätze. Doch unter welchen Voraussetzungen können Parkplätze erfolgreich für die Erzeugung von Solarenergie genutzt werden?

Während es in ländlicheren Gemeinden häufig größere Potenziale für Windenergie und Freiflächen-Photovoltaik oder -Solarthermie gibt, stehen in dicht besiedelten Städten große versiegelte Flächen zur Verfügung, deren Potenzial es nun für die Solarenergie zu nutzen gilt. Auf den Dachflächen von Wohn- und Bürogebäuden sind Solaranlagen inzwischen sehr verbreitet und vielerorts bei Neubauten vorgeschrieben. Neuerdings finden auch kleinere Steckeranlagen auf den Balkonen der Bundesrepublik ihren Platz. Bislang noch weitgehend unbeachtet sind Parkplätze – doch gerade diese bieten flächenmäßig großes Potenzial.

 

Vielfältige Vorteile der Doppelnutzung

Für die Überdachung von Parkplätzen mit Solaranlagen gibt es viele gute Gründe:

Es handelt sich um Flächen, die bereits beansprucht werden und versiegelt sind. Es werden also keine weiteren Flächen benötigt.

  • Für geparkte Autos bieten die Solarmodule Schatten und Schutz vor Regen und Schnee.
  • Immer verbreiteter sind auch vor Ort installierte Ladesäulen, mit denen der Sonnenstrom direkt ins Auto gespeist wird.
  • Im Vergleich zu großen Windkraft- und Freiflächen-Solaranlagen befindet sich Parkplatz-PV in unmittelbarer Nähe der Verbraucher, somit kann auf lange Kabeltrassen verzichtet werden. Dies hat nicht nur Kostenvorteile. Es können direkte Stromlieferverträge mit umliegenden Verbrauchern geschlossen werden. Durch den direkten Anschluss können Netzkosten vermieden werden.
  • Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung, zu deren Erstellung alle Kommunen bis 2028 aufgerufen sind, um die Dekarbonisierung ihrer Wärmeversorgung zu planen, sollte auch das Potenzial von Parkplatz-Solarthermie mitgedacht werden. Die erzeugte Wärme kann direkt in vorhandene Fernwärmenetze eingespeist werden.

 

Politik erkennt das Potenzial

Auch die Politik hat die Vorteile von Parkplatz-PV entdeckt. In einigen Bundesländern gilt inzwischen sogar eine Solarpflicht. So müssen in NRW neue gewerbliche Parkplätze mit mehr als 35 Stellplätzen mit PV überdacht werden, in Baden-Württemberg gilt die Pflicht für alle neuen geeigneten Parkplätze. In Rheinland-Pfalz greift die Pflicht bei neuen geeigneten Parkflächen mit mehr als 50 Stellplätzen, in Schleswig-Holstein liegt das Minimum bei 100 Stellplätzen. In Hessen wird zwischen landeseigenen und nicht-landeseigenen Parkplätzen unterschieden: Die Solarpflicht besteht beim Neubau von geeigneten offenen landeseigenen Parkplätzen ab einer Größe von 35 Stellplätzen, beim Neubau von nicht-landeseigenen Parkplätzen ab 50 Stellplätzen. In Niedersachsen gilt die Pflicht ab 50 Stellplätzen.

Das Solarpaket I der Bundesregierung wurde im April 2024 verabschiedet und stellt unter anderem Solarenergieanlagen auf Parkplätzen als „besondere Solaranlagen“ stärker in den Fokus. In einem eigenen Untersegment in den Ausschreibungen für Freiflächen-PV werden mit einem eigenen Höchstwert von 9,5 ct / kWh stärkere Anreize gesetzt. Dies bedeutet, dass sie sich zukünftig nicht mehr die Fördermengen mit Agri- und Floating-PV-Anlagen teilen müssen.

Geeignete Parkplätze identifizieren

Dass die Solarüberdachung sinnvoll ist und politisch gefördert wird, wurde nun ausreichend dargestellt. Doch wo fängt man bei einer Vielzahl von Parkplätzen an? Welche Parkplätze eignen sich grundsätzlich (nicht) und welche bieten das größte Potenzial?

Für die Beantwortung dieser Fragen sind Geographische Informationssysteme (GIS) und Geodatenanalysen unerlässlich. solarea hat für diesen Zweck eine Potenzialanalyse mit dem eigenen GIS entwickelt. Dabei kommen aktuelle Geoinformationen aus unserer umfangreichen Geodatenbank sowie hochaufgelöste Fernerkundungsdaten zum Einsatz.

Verschiedene Parameter spielen bei der Beurteilung eine Rolle. Dazu gehören u.a. Verschattungseffekte, die vorhandene Vegetation, Anzahl der Stellplätze sowie Kriterien aus der Flächennutzungsplanung und Denkmalschutz. Zur wirtschaftlichen Beurteilung werden Faktoren wie Sonnenstunden, Exposition zum Himmel, Distanz zum Stromnetz oder Direktverbrauchern, die überbaubare Fläche und die zu erwartende Stromproduktion berechnet.

Die Ergebnisse dienen der Abwägung, ob ein Parkplatz für eine Solarnutzung geeignet ist oder eine Begrünung an dieser Stelle sinnvoller sein kann.

Sonnige Aussichten

Aufgrund der Vielzahl an Vorteilen und dem häufigen urbanen Mangel an Freiflächen für andere erneuerbare Energien, werden sich mit Solaranlagen überdachte Parkplätze in den kommenden Jahren im Stadtbild etablieren. Gerade zur erneuerbaren Energiegewinnung in Quartieren und in der direkten Nähe von Verbrauchern können sie eine wichtige Rolle spielen. Die GIS-Analysen von solarea helfen Kommunen und Gewerbetreibenden bei der Abwägung, welche Parkplatzflächen am besten geeignet sind. Gerne bringen wir die Projekte mit unseren qualifizierten Partnern auch in die Umsetzung.

 

Ihr Ansprechpartner zum Thema Parkplatz-PV

 

Niklas Hausemann

Leiter Kommunalberatung

niklas.hausemann@sol-area.com
+49 151 26 38 49 52