Eine günstige und zuverlässige Energieversorgung sowie eine möglichst weitreichende Unabhängigkeit von Preisschwankungen und ausländischen Lieferanten sind derzeit Themen, die intensiv diskutiert werden. Für viele Unternehmen, aber auch für Privathaushalte und Kommunen, entwickeln sich diese Faktoren zunehmend zu entscheidenden Standortkriterien oder Versorgungsfragen. Ein zentraler Aspekt bei diesen Diskussionen ist die räumliche Nähe zwischen Erzeugungs- und Verbrauchsstandorten, da diese viele der genannten Probleme auflösen kann.
In diesem Kontext hat das Fraunhofer CINES (Cluster of Excellence „Integrierte Energiesysteme“) kürzlich ein Arbeitspapier (hier zu finden) veröffentlicht, in dem untersucht wird, „[…] ob und auf welche Weise Vor-Ort-Systeme zu einer kosteneffizienten und partizipativen Energiewende beitragen können.“
Als Unternehmen, welches sich intensiv mit erneuerbaren Energien im räumlichen Kontext befasst, begrüßt solarea die Inhalte des CINES-Thesenpapiers. Es unterstreicht das ungemeine Potenzial und den Nutzen, den sowohl die Bevölkerung als auch die Wirtschaft aus dem dezentralen Ausbau der erneuerbaren Energien ziehen können. Während das Papier den Fokus auf die Technologie Photovoltaik legt, möchten wir auch weitere Technologien wie (Klein-) Windkraft, Speichertechnologien oder auch Wärmegewinnung mit in die Betrachtungen aufnehmen.
Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie in unmittelbarer Nähe zum Verbrauchsstandort – sogenannte „Vor-Ort-Systeme“ – bieten eine Möglichkeit, die Energiewende direkt vor Ort umzusetzen. Sie fördern unter anderem die lokale Nutzung von Strom, Wärme und Mobilität, steigern die Akzeptanz erneuerbarer Energien und ermöglichen die (finanzielle) Beteiligung der lokalen Bevölkerung. Die direkte Nutzung von Energie am Ort der Erzeugung erhöht nicht nur die Effizienz und spart Kosten, sondern stärkt auch die Stabilität des gesamten Energiesystems. Dies wurde auch schon von der Politik erkannt, weshalb für einen solchen Direktverbrauch gemäß EnWG §3 24a vor Ort zumindest im Bereich der Stromerzeugung in einem Umkreis von 5 Kilometern um den Verbrauchsstandort keine Netzentgelte und keine Stromsteuer erhoben werden. Gleichzeitig ist die räumliche Nähe im Bereich der nachhaltigen Wärmeversorgung ohnehin ein entscheidender Standortfaktor.
Das CINES-Papier formuliert sieben zentrale Thesen, die die Vorteile und Herausforderungen von Vor-Ort-Systemen beleuchten, insbesondere im Zusammenhang mit Photovoltaikanlagen. Viele der angesprochenen Punkte, wie die Generierung von Einnahmen vor Ort für die Kommunen und lokale Unternehmen, die Nutzung von Flexibilitätspotenzialen, die Stützung des Versorgungsnetzes oder die Steigerung der Resilienz des gesamten Energiesystems lassen sich auch auf weitere Technologien ausdehnen, wozu z.B. auch Windkraft, Speicher oder Solar- und Geothermie zählen. Angesichts der häufig auftretenden Flächenkonkurrenz ist es wichtig und sinnvoll, eine integrative Denkweise bei der Betrachtung und Abwägung aller Möglichkeiten zur Erzeugung von Energie zu entwickeln und die verschiedenen Optionen zur lokalen Kombination von Technologien ganzheitlich zu betrachten – sei es bei Strom, Wärme, Speicher oder auch Wasserstoff.
Räumliche Analysen als Entscheidungsgrundlage
Die in dem Thesenpapier beschriebenen Potenziale können nur dann effektiv genutzt werden, wenn geeignete Flächen für die jeweiligen Bedarfe vor Ort auch zur Verfügung stehen. Unsere Expertise in der Flächenanalyse ermöglicht es, optimale Standorte für alle erneuerbaren Technologien in den Bereichen Strom und Wärme zu identifizieren und langfristig zu sichern. Dabei ist es nicht unerheblich, zunächst alle Potenziale zu betrachten und dann abzuwägen, welche Technologie an welchem Standort den Vorrang erhalten sollte. So könnte eine Fläche in Siedlungsnähe beispielsweise für die Wärmeerzeugung gesichert werden, bevor darauf ein Projekt zur weniger distanzsensiblen Stromerzeugung angegangen wird. Ebenso können Potenziale in direkter Umgebung von Industrie- und Gewerbegebieten identifiziert werden, die eine günstige Stromerzeugung und damit langfristige Standortsicherheit für die lokale Wirtschaft schaffen.
Fazit
Die Ergebnisse des CINES-Papiers zeigen klar, dass Vor-Ort-Systeme ein unverzichtbarer Baustein für eine nachhaltige und dezentrale Energiewende sind. Durch unsere Arbeit in der Flächenanalyse und -sicherung möchten wir einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass diese Systeme für alle Akteure sinnvoll und effektiv umgesetzt werden. So tragen wir nicht nur zur Beschleunigung der Energiewende bei, sondern auch zur Stärkung der lokalen Wirtschaft und zur Erhöhung der Akzeptanz erneuerbarer Energien.