Als Energiepflanzen werden landwirtschaftliche Nutzpflanzen bezeichnet, die mit dem Hauptziel einer Energiegewinnung in Form von Wärme, elektrischer Energie oder Biokraftstoffen angebaut werden. Sie liefern nachwachsende Rohstoffe und somit erneuerbare Energien, die dazu beitragen können, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu vermindern. In Deutschland beanspruchte der Anbau von Energiepflanzen, wie zB. Raps, Mais und Zuckerrohr, im Jahr 2019 rund 14% der landwirtschaftlichen Flächen.
Grundsätzlich ist die Umsetzung von Sonnenergie in Biomasse durch Energiepflanzen jedoch nicht sonderlich effizient – mit Hilfe von Photovoltaik (PV) ließen sich im Vergleich deutlich höhere Flächenerträge erzielen. Das Umweltbundesamt erklärt, dass die Stromerträge von PV-Anlagen kontinuierlich steigen, während die Flächeneffizienz der Bioenergie aus Anbaubiomasse kaum steigerungsfähig ist. Laut ihren Berechnungen können PV-Neuanlagen im Jahr pro Hektar rund 40-mal mehr Strom (ca. 800 MWh) erzeugen als zum Beispiel in Biogasanlagen durch Maiseinsatz (im Mittel 20 MWh). Auch das Fraunhofer ISE kam mit einem Faktor von 32-mal mehr Strom pro Hektar bei einer Doppelnutzung mittels Agri-PV auf ähnliche Ergebnisse. Weiterhin problematisch ist, dass auf fruchtbaren Ackerflächen angebaute Energiepflanzen in direkter Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion, aber auch zu einer stofflichen Nutzung, zum Beispiel für biobasierte Kunststoffe oder Chemikalien stehen. Während die Energiepflanzen fruchtbare Böden besetzen, kann Wind- und Solarenergie auch auf unfruchtbaren Böden produziert werden und somit den Flächennutzungskonflikt umgehen. Da der Bedarf an fruchtbaren Flächen zukünftig enorm steigen wird, ist es wahrscheinlich, dass die Anbaubiomasse zukünftig nur einen geringen Beitrag zur Energieversorgung leisten kann.
Betrachtet man das Ganze von ökologischer Seite, so wird deutlich, dass die Biodiversität auf den Feldern durch das Anlegen der Monokulturen von geeigneten Energiepflanzen stark abnimmt. Dahingegen ließe sie sich durch den Bau von Agri-PV oder Biodiversitäts-PV-Anlagen (mehr dazu im kommenden Blogartikel) sogar steigern. Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), betont, dass es immer mehr Beispiele gibt, die positive Effekte von PV-Freiflächenanlagen auf die biologische Diversität und Artenvielfalt aufzeigen. Während die Ernte von Energiepflanzen (vor allem von Mais) den Einsatz schwerer Maschinen benötigt und dadurch zu schweren Bodenverdichtungen führt, wird der Boden durch PV-Freiflächenanlagen nur minimal (~1% der Gesamtfläche) versiegelt. Bevor ein*e Landwirt*in viele Hektar Land mit Energiemais belegt und Böden mit Nitraten und Pestiziden belastet werden, wäre es für die Qualität des Landes besser, auf einem kleineren Teil der Fläche Photovoltaikanlagen zur Stromgewinnung zu errichten und den Rest mit anderen wertvollen Feldfrüchten für die Nahrungsmittelproduktion zu bestellen. Würde der Anbau von Mais und anderen Energiepflanzen durch Photovoltaik ersetzt, könnten mindestens 90% der bisher dafür benötigten Flächen wieder der Nahrungsmittelproduktion zugeführt werden. Naturschützer fordern, dass Biogasanlagen zukünftig ausschließlich pflanzliche und tierische Abfälle (z.B. Grünschnitt aus der Landschaftspflege) verarbeiten sollen. Denn was Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit angeht, sind Windkraft und Photovoltaik den Energiepflanzen deutlich überlegen.
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